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VORWORT UND NACHWORT 9
mir etwas gesagt, aber nicht alles, was sie wissen. Für eine Ermitt-
lungsaussprache braucht man nicht viel Teilnehmer: Es genügt, wenn
man dazu drei bis fünf oder sieben bis acht Personen einlädt. Man
muß sich zu einer solchen Aussprache genügend Zeit nehmen und ein
Untersuchungsprogramm vorbereiten; man muß ferner selbst münd-
lich die Fragen stellen und eigenhändig die Antworten notieren, so-
dann darüber mit den Anwesenden diskutieren. Folglich kann man
ohne eifrige Hingabe an die Sache, ohne feste Entschlossenheit, seinen
Blick nach unten zu richten, ohne Wißbegier, ohne den heißen Wunsch,
sich von dem Übel der Hochnäsigkeit zu befreien und ein lernwilliger
Schüler zu werden, diese Arbeit entweder überhaupt nicht oder nur
schlecht verrichten. Man muß begreifen: Die wahren Helden sind die
Massen, wir selbst aber sind oft naiv bis zur Lächerlichkeit; wer das
nicht begriffen hat, wird nicht einmal die minimalen Kenntnisse er-
werben können.
Ich möchte hier wiederholen: Der Hauptzweck der Veröffent-
lichung dieses Informationsmaterials besteht darin, die Methode zu
zeigen, wie man sich mit den Verhältnissen auf der unteren Ebene
vertraut macht; er besteht nicht darin, daß die Genossen sich dieses
konkrete Material und die daraus gezogenen Schlußfolgerungen ein-
prägen. Allgemein gesagt, war die unreife chinesische Bourgeoisie bisher
nicht imstande und wird auch nie imstande sein, für uns ein relativ
umfassendes oder auch nur Mindestanforderungen genügendes Ma-
terial über die gesellschaftlichen Verhältnisse bereitzustellen, wie dies
die Bourgeoisie Europas, Amerikas und Japans getan hat; es bleibt
uns daher nichts anderes übrig, als selbst dieses Material zu beschaffen.
Speziell gesagt, müssen jene, die praktische Arbeit leisten, stets über
die sich ändernde Lage im Bilde sein, und in keinem einzigen Land
kann die kommunistische Partei damit rechnen, daß andere ihr dies-
bezüglich fertige Erkenntnisse liefern werden. Deshalb müssen alle,
die praktische Arbeit leisten, Untersuchungen auf der unteren Ebene
vornehmen. Solche Untersuchungen sind besonders für jene notwen-
dig, die nur theoretisch beschlagen sind, aber über die realen Verhält-
nisse nicht Bescheid wissen; andernfalls werden sie die Theorie nicht
mit der Praxis verbinden können. Meine Feststellung „Wer eine Sache
nicht untersucht hat, der hat kein Recht mitzureden“ wurde zwar als
„enger Empirismus“ verlacht; ich bedauere aber auch jetzt nicht, diese
Feststellung gemacht zu haben. Mehr noch: Ich bestehe weiterhin
darauf, daß jemand, der keine Untersuchungen anstellt, auch kein
Mitspracherecht haben kann. Es gibt viele Leute, die, „kaum daß sie